Die Kanzler-Kommunikation in Krisenzeiten. Kick it like Habeck!

Wollen wir mehr Waffen an die Ukraine liefern? Wollen wir militärisch aufrüsten? Wollen wir die Ukraine in die EU aufnehmen? Wer soll das eigentlich bezahlen? Schwierigste Entscheidungsfragen mit gewaltiger Reichweite.

Die Kanzler-Kommunikation ist spannend. Wie redet unser wichtigster Politiker? Wie versucht er, zu überzeugen und uns für seine Richtung zu gewinnen? 

Gelingt das? 

I

Nein, Olaf Scholz hat nicht überzeugt. 

II

Die Prinzipien der guten Rede – Verständlichkeit und Augenhöhe mit dem Publikum, waren bei unserem Bundeskanzler zuletzt Tag nicht vorhanden. Ergebnis: Noch mehr Angriffsfläche statt überzeugender Rede!

Warum? Hier vier Ausrufezeichen für bessere Kanzler-Reden.

Der jüngste Schlagabtausch mit dem Oppositionsführer Friedrich Merz am 01.06.2022 im Deutschen Bundestag endete im parteipolitischen Streit, im Wettbewerb um das lauteste Klatschen im Plenum. Die Kernkritik der Opposition, die Waffenlieferungen fänden real nicht statt, blieb unbeantwortet, während der Bundeskanzler für seine Verhältnisse zum persönlichen Angriff überging „Manchmal ist Sacharbeit wirklich eine nützliche Sache, Herr Merz!“. Gut gebrüllt – ein Zeichen der kommunikativen Stärke?

Nicht unbedingt. Die inhaltlichen Fragen, was eigentlich Stand der Dinge bei der Unterstützung der Ukraine ist, bleiben offen. Transparenz ist nicht erfolgt, die Angriffe auf die Opposition wirken aufgesetzt. Wer den Hanseaten Olaf Scholz gerade aufgrund seines Naturells richtig einzuschätzen vermag, kommt zum Schluss: Je lauter der Angriff, desto größer die Not – bei allem Respekt vor dem Sprachwitz, dem selbstbewussten Auftreten und der rednerischen Leidenschaft. Dies reichte nicht. Denn:

1. Wo blieben die verständlichen Fakten!

Warum sind bis jetzt nicht die versprochenen Waffen geliefert worden? Genau an dieser Stelle wäre „mehr Fleisch am Knochen“ dringend notwendig gewesen. Mehr Inhalte bitte – „More Beef, Please!“. Die Folge: Die Gegenseite bekommt noch mehr Angriffsfläche.

2. Keine Lust am Erklären!

Nimmt man das Publikum nicht da mit, wo es steht, entsteht kein Vertrauen und keine Zustimmung. Der Applaus bei der eigenen Partei im Plenum des Deutschen Bundestags ist dann das Eine, die Zustimmung der Öffentlichkeit das Andere.  

3. Keine Authentizität!

Olaf Scholz konnte nicht konkret darlegen, woran es hakt. Ja, es hakt. Und genau diese Botschaft vermochte er nicht zu vermitteln. Der Grund? Angst vor der Erklärung – keine Schwächen zeigen! Besser nicht! Besser doch? Robert Habeck zeigt, wie es zu schaffen ist, in größter Krisenzeit täglich Politik zu erklären – den harten Kampf um Energie und Beschaffung von Brennstoffen auf dem Weltmarkt, damit bei uns nicht die Lampen ganz ausgehen. Es gelingt. Dies setzt allerdings die Bereitschaft zu völliger Echtheit gegenüber dem Publikum voraus. Der gute Redner schafft das, Olaf Scholz derzeit nicht.

4. Keine Augenhöhe!

Der Kanzler bewegte sich gerade nicht auf Augenhöhe mit seinem Publikum – der Öffentlichkeit -, als er eher zum Angriff auf den Gegner überging, anstatt die spannendste Frage der Gegenwart aufzuklären. 

Besser, Kanzler: Kick it like Habeck! Warum, erfahrt Ihr im nächsten Blogbeitrag.

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